Emotionale Erpressung

Emotionale Erpressung geschieht in jeder Art von Beziehung, aber vor allem in der Partnerschaft (oft beide zu gleichen Anteilen) und Familie, besonders zwischen der Mutter und dem Kind. Durch diese Manipulation wird bei einem Mitmenschen großer Verantwortungsdruck ausgelöst. Er soll mittels seiner Schuldgefühle und seines schlechten Gewissens gesteuert werden. Verhält er sich nicht, wie man möchte, wird er mit negativen Gefühlen bestraft.


Mittel emotionaler Erpressung

  • Liebe ist an Bedingungen gebunden. Für die Zuneigung des Elternteils oder des Partners wird eine Gegenleistung erwartet bzw. verlangt. Echte Liebe wird aber empfunden, ohne Bedingungen zu stellen.
  • Bei dir sollen ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle erzeugt werden. Jemand, der dich zu manipulieren versucht, kann dafür mit Wut physisch und verbal, Vorwürfen (z. B. egoistisch oder kompromisslos zu sein; „Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du…“, „Was würden deine Eltern dazu sagen…“, „Ich habe für dich schon so viel getan…“), Erregen von Mitleid („Noch nie ging es mir gut“, „Ich brauche dich, damit es mir besser geht“), ablehnender Mimik, Trotz, Stöhnen, Weinen, Schweigen, Liebesentzug und/ oder Verachtung reagieren. Es kann sogar passieren, dass mit Trennung oder Selbstmord gedroht wird. Suizid wird allerdings so gut wie niemals ausgeführt, sondern dient nur als stärkstes aller Druckmittel, dich zu etwas zu bewegen.
  • Eventuell wirst du mit anderen verglichen, durch Aussagen wie z. B. „Frau Sowieso bekommt täglich Besuch von ihrem Enkel. Wir sehen uns nur einmal im Monat.“ oder „Jeder normale Mensch würde so handeln, nur du nicht“
  • Du wirst an „Verpflichtungen“ erinnert, z. B. im Zuge normaler elterlicher Pflichten. – „Ich habe früher so viel für dich getan, also kannst du das ja jetzt auch“, „Du hast versprochen…“…
  • Dir wird gesagt, du seist verantwortlich für die Gefühle und Situation des anderen, wenn du dich nicht fügst, z. B. dass jemand unglücklich ist oder er z. B. auf Freizeit verzichten muss…
  • Aussagen der Religion, z. B. das Einhalten der 10 Gebote oder dass Gott dich sonst bestrafen wird, wenn du nicht tust, was jemand von dir möchte, dienen ebenfalls als Druckmittel.
  • Auch nach langer Zeit, manchmal Jahren wirst du immer noch an dein „Fehlverhalten“ von damals erinnert.
  • Du wirst auf dein widerspürchliches Verhalten hingewiesen, z. B. „Du wolltest doch damit aufhören, jetzt tust du es ja doch wieder“.

Ursachen

Jemand, der dir vorwirft, egoistisch zu sein, ist es selbst. Der Erpressende weiß sehr oft gar nicht, dass er jemanden manipuliert. Emotionale Erpressung ist eine Erziehungsform, die sehr viele von uns bereits von ihren Eltern kennen, damit übernommen haben und automatisiert abläuft. Konnten die Eltern oder ein Elternteil beim Kind mit emotionaler Erpressung ihren Willen durchzusetzen, ist es sehr wahrscheinlich, dass das Kind dieses Verhalten übernimmt und es als Erwachsener ebenfalls bei anderen ausübt. Besonders verantwortungsbewusste, konfliktscheue, harmoniebedürftige und von Schuldgefühlen belastete Menschen springen dann darauf an sowie solche, die als Kind wenig gelobt, sondern kritisiert, gemobbt und beschimpft wurden. Sie bekommen schnell ein schlechtes Gewissen, denn sie mussten schon frühzeitig viel geben, um zurückgeliebt zu werden, haben dafür aber wenig oder nichts bekommen. Das heißt, „Opfer“ emotionaler Erpressung sind vor allem Menschen, die zuerst an andere, statt an sich denken, solche, die sich selbst zurücknehmen.

Die Ursache für emotionale Erpressung ist, dass man nicht gelernt hat, eigene Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen selbstbewusst zu äußern. Es wird erwartet, dass der andere sie einfach erfüllt. Tut er es nicht, fühlt man sich ungeliebt. Die emotionale Erpressung dient dann dazu, den anderen dazu zu bewegen, sich so zu verhalten, wie man möchte.

Durch das Erzeugen von Schuldgefühlen will man un-/bewusst jemanden bestrafen oder zeigen, dass man „verletzt“ ist. Man hofft damit, dass der andere sich ändert. Der „Täter“ sieht sich in der Opferrolle. Er glaubt tief in sich, dass er die Zuwendung des anderen brauche, um zu überleben.


Auswirkungen

  • Emotionale Erpressung erkennst du an deinen Gefühlen. Du fühlst dich unter Druck gesetzt, überfordert, schuldig, traurig, wütend, ausgeliefert oder auch ängstlich, vor allem dann, wenn du deine Wünsche und Bedürfnisse zurücknimmst. Du meinst, du seist egoistisch und verantwortlich für den anderen, machst dir Gedanken, wer was wie oft schon getan hat.
  • Depressionen, Schlafstörungen oder körperliche Erkrankungen können die Folge emotionaler Erpressung sein.
  • Wenn dich jemand emotional erpresst und du darauf „anspringst“, bekommst du ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle. Dadurch hast du das Gefühl nicht mehr frei entscheiden zu können und fühlst dich eingeengt und unter Druck. Die Möglichkeiten, die dir bleiben, sind beide schlecht. Entweder entscheidest du dich so, wie der andere es von dir will oder erwartet und du fühlst dich damit gezwungen oder du entscheidest dich dagegen und hast ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle. Oft gibt jemand unbewusst nach, aus Angst den anderen zu enttäuschen, Angst vor Liebesentzug, Ablehnung oder Trennung. Das Nachgeben hingegen wird mit Zuwendung belohnt.

Tun wir aber immer alles, so wie der andere es möchte, können eigene Interessen nicht durchgesetzt werden, was zur Trennung führen kann. Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen auf der anderen Seite belasten eine Beziehung ebenfalls im gleichen Maße, das man früher oder später geht.

  • Nachgegeben wird aus einem Pflichtgefühl heraus. Man fühlt sich für das Wohl des anderen verantwortlich. Du entschuldigst dich vielleicht für dein Verhalten, zweifelst an dir, spürst Wut, du hast Angst sie ausdrücken, versuchst es dem anderen recht zu machen und gehst Konflikten aus dem Weg. Du stellst deine Wünsche und Bedürfnisse zurück und redest dir ein, dass das nicht so schlimm sei und dass es schlimmer wäre, Gefühle anderer zu verletzen. Allerdings bist du nicht für die Gefühle von jemandem verantwortlich. Jeder erschafft sie selbst. Es kann sogar sein, dass du eigene Wünsche und Bedürfnisse nicht mehr oder schlecht wahrnehmen kannst, weil du dich so oft schon zurückgenommen hast.

Jemand kann dich nur so lange emotional erpressen, wie du es mitmachst. Merkt der andere, dass du nachgibst, kann es sein, dass er in Zukunft das immer wieder bei dir probieren wird.


Lösung

  • stehe für dich ein
  • eigene Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen wahrnehmen-, offen äußern- und vertreten
  • Setze Regeln, was dir in der Beziehung wichtig ist (Standarts sind verhandelbar, No-Goes nicht).
  • Du musst nicht der Entscheidung des anderen zustimmen, auf welche Art er seine Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle äußert. Das heißt nicht, dass man sie ignorieren muss. Mach dir bewusst, welche Wünsche und Bedürfnisse er hat und was du wirklich willst. Schau, ob dein Verhalten sich wirklich auf dessen Gefühle auswirkt bzw. ihm schadet. Schuldgefühle helfen dir dabei nicht viel weiter. Sei dir darüber im Klaren, dass jeder für seine Gefühle selbst verantwortlich ist. Du bist nicht schlecht, wenn du nicht tust, was jemand von dir möchte. Manchmal sollte man akzeptieren, dass der andere sich unglücklich fühlt. Die Schuld liegt aber nicht bei dir, wenn du es nicht tust, um ihm weh zu tun.
  • lernenlernen Konflikte zu riskieren und auszuhalten
  • an der Verlustangst arbeiten und lernen Ablehnung auszuhalten, sich klar machen, dass es trotzdem weitergeht und man überleben wird, im schlimmsten Fall auch ohne den anderen
  • Erkläre dem anderen, warum du dessen Erwartungen nur ein Stück weit oder nicht erfüllen kannst
  • Niemand kann dir Schuldgefühle machen, es sei denn du glaubt, etwas Falsches getan zu haben und lehnst dich deshalb ab. „Täter und Opfer“ sollten beide ihr Selbstwertgefühl, Selbstachtung und Selbstliebe steigern. Wer ausgeglichen ist, kann andere am besten unterstützen. Erzwungen Hilfe ist nicht zufriedenstellend.
  • schau, ob deine Erwartungen an der Beziehung zu groß sind
  • Sprich mit dem anderen darüber, wie es dir geht, wenn du dich unter Druck gesetzt fühlst.
  • Lass zu, dass der andere sich zurückziehen kann und gehe deinen Tätigkeiten ohne schlechtem Gewissen nach. Hat er sich beruhigt, kommt er wieder.
  • Eine Paartherapie wäre ratsam, wenn emotionale Erpressung ständig stattfindet (wie gesagt oft unterbewusst) und einer oder beide darunter leiden.
  • Schuldgefühle und das schlechte Gewissen ablegen. Schuldgefühle führen im schlimmsten Fall zur völligen Selbstaufgabe – Übe dich darin „Nein“ zu sagen. Lass dich nicht umstimmen, durch Betteln und Bitten, Anschreien, Drohungen etc., sonst hat der Erpresser wieder die Zügel in der Hand.
  • Rechtfertige dich nicht. Rechtfertigung ist wie ein Schuldeingeständnis. Deshalb reicht es, wenn du dein Nein nur kurz begründest wie „Da bin ich schon verplant.“, „Ich kann dabei nicht helfen.“ Gehe nicht auf Diskussionen oder eine Streit ein.
  • Gehe bei Eskalation auf Distanz. Versuche den Dialog, wenn möglich vernünftig zu beenden. Verlasse wenn nötig den Raum.
  • Möglicherweise muss der Kontakt für längere Zeit oder für immer unterbunden werden.
  • Schweigt dich jemand an, dann hilft möglicherweise die Aussage: „Wenn du nicht mit mir reden willst, lassen wir es.“
  • Gibt dir Zeit, zu lernen, dich nicht länger von emotionaler Erpressung beeinflussen zu lassen. Das Verlernen von möglicherweise in der Kindheit schon antrainiertem Verhalten braucht Zeit muss ständig geübt werden.
  • Sei dir bewusst, dass niemand auf emotionale Erpressung reagieren muss, auch nicht, wenn es jemanden aus der Familie betrifft. Jeder darf so leben, wie er möchte, ohne dabei jemandem zu schaden. Sich gegen emotionale Erpressung zu wehren, bedeutet nicht, dass du egoistisch oder ein schlechter Mensch bist.

Reagierst du nicht mehr auf emotionale Erpressung, gibst du dem Täter die Möglichkeit zu „heilen“. Im besten Fall reflektiert er sich und dessen Persönlichkeit entwickelt sich positiv. Das funktioniert allerdings nur, wenn er keinen Ersatz für dich findet.

 

 

Quellen:

http://www.wn.de/Freizeit/Ratgeber/Familie/Berichte/2915615-Manipulationen-beenden-Emotionale-Erpressung-Wenn-Partner-mit-Liebesentzug-drohen

https://www.palverlag.de/lebenshilfe-abc/emotionale-erpressung.html

https://www.partnerschaft-beziehung.de/Emotionale-Erpressung.html

http://www.emotionaleerpressung.de/