Enttäuschung und Erwartung

Durch das Reduzieren oder sogar Ablegen von Erwartungen minderst und vermeidest du Enttäuschungen.
Für die meisten Menschen sind Enttäuschungen ein unvermeidbarer Bestandteil des Lebens. Gar keine Erwartungen zu haben, gestaltet sich schwierig, besonders dann, wenn dir jemand über einen längeren Zeitraum ein konstantes Verhalten zeigt. Ändert sich das plötzlich, bleiben Enttäuschung und andere negative Gefühle oft nicht aus. Auch von sich selbst und von Dingen kann man enttäuscht sein.


Was ist eine Enttäuschung

Die Ursache der Enttäuschung ist die Erwartungshaltung, die du an jemanden, dich oder etwas stellst. Wird sie nicht erfüllt, entsteht Enttäuschung. Du hast dich also getäuscht bzw. dich täuschen lassen. Die Enttäuschung beseitigt die Täuschung und du kennst jetzt die Wahrheit.


Erwartungshaltung in einer Beziehung

Wahre Liebe gesteht einer Person die totale Freiheit zu, die zu sein, die sie ist. Das ist das schönste Geschenk, das man jemandem machen kann. Wenn du nichts verlangst, verflüchtigt sich die Erwartung. Du liebst den anderen so, wie er ist.
Voraussetzung dafür ist Selbstliebe. Erst wenn du dich liebst, wie du bist (mit allem, was zu dir gehört, auch den „negativen“ Seiten), kannst du jemanden so lieben, wie er ist.

Allerdings gibt es Erwartungen, die solltest du sogar haben. Du darfst erwarten, dass du gut behandelt wirst, dass du geschätzt wirst, dass der Partner dich nicht anlügt, – nicht betrügt oder in irgendeiner Form hintergeht.

Welche Erwartungen hast du an den Partner? Immer wenn du enttäuscht wurdest, hast du etwas über dich gelernt, nämlich, was dir wichtig ist, was du dir gewünscht hast und wo deine Grenzen sind. Das ist in Ordnung und sollte nicht verurteilt werden (s. Selbstliebe).

Wenn sich eine Bekannstschaft entwickelt, haben die meisten völlig normale Erwartungen. Verurteile dich nicht. Wenn sich ein Kontakt immer mehr intensiviert, man Zukunftspläne macht und der Partner dann plötzlich einen anderen Weg einschlägt, ist es völlig normal irritiert zu sein. Das heißt nicht automatisch, dass die Erwartungen zu hoch oder ungerechtfertigt waren.


Lösungswege

  • Frage dich, ob die Erwartung angemessen ist. Passe sie bei nein an.
  • Übernehme Verantwortung für deine Gefühle. Wenn deine Erwartungen und Vorstellungen nicht erfüllt werden, liegt es an dir, wie du dich fühlst.
  • Prüfe, ob Ewartungen aus einer Situation gewachsen sind und durchaus angebracht bzw. nachvollziehbar waren.
  • Sprecht über eure Einstellungen und Ansichten, anstatt euch zurückzuziehen. Probleme entstehen, wenn sich die Erwartungen von dem des Partners unterscheiden.
  • Ersetze Erwartungen und Forderungen durch Absichten. Tausche Absichten in Vorlieben und verändere Vorlieben in Akzeptanz.
    Werde dir darüber bewusst, dass es nicht notwendig ist, dass etwas eintritt und du ohne dem leben könntest, es aber schön wäre.
  • Nutze Enttäuschungen zur Selbstfreflexion. Werde dir deiner Grenzen und Wertehaltungen bewusst. Ziehe Konsequenzen, sei vorsichtiger und lerne aus vergangenen Erfahrungen.
  • Übe keinen Widerstand aus und überlasse dich dem Fluss des Lebens. Enttäuschung bringt dich auch weiter.
  • Gar nichts zu erwarten, hat negative Auswirkungen auf deine Lebensfreude, deine Motivation und deine Beziehungen. Positive Erwartungen motivieren dich und lassen dich Vorfreude spüren. Sie tragen also zum Genuss dessen bei, was wir erwarten.
  • Wenn du Erwartungen reduzierst, achte darauf, dass du nicht gleichgültig wirst, sondern lerne, etwas nicht als selbstverständlich zu betrachten.
  • Erkenne, dass äußere Umstände manchmal gegen deine Wünsche und Ziele sprechen und manche Wünsche unrealistisch sind.
  • Gebe die Vorstellung auf, dass jemand deine Erwartungen erfüllt oder er sich so verhält wie du.
  • Gebe die Erwartung auf, dass deine Bemühungen Einfluss auf etwas oder jemanden haben. Das Ausbleiben von Resultaten demotiviert dich. Werde dir darüber bewusst,  dass du dich für deine Selbstverwirklichung engagierst. Ziel ist es zu wissen, wer man wirklich ist und dann dies zu erfahren. Beständige Freude im Leben liegt darin größer zu werden.

    Wie ging ich mit Enttäuschung um?

Die größte Enttäuschung erfuhr ich durch einen Narzissten, der in mein Leben trat. Ich hatte fünf Jahre eine völlig andere Vorstellung von ihm, die er anderen und mir vorspielte. Als wir uns näher kennenlernten, zerbrach sie in kürzester Zeit. Er zeigte sich mir als eine Person, die um 180° anders war, als die, die ich kannte. Die Enttäuschung war so gewaltig, dass ich unbedingt sein Verhalten anderen und mir gegenüber verstehen wollte, um den hinterbliebenen Schmerz zu verarbeiten. Ab da begann ich mich intensiv mit Psychologie zu befassen. Meine Enttäuschung änderte sich dadurch in Gleichgültigkeit und am Ende sogar in Mitgefühl. Mitgefühl, da er noch nicht in der Lage war, eine höhere Vision von sich zu erschaffen.

Durch diese und andere Erfahrungen habe ich gelernt, weniger Erwartungen zu haben. Ich weiß, dass nichts selbstverständlich ist. Deshalb bin ich so dankbar für etwas und jemanden in meinem Leben. Auch bin ich mir heute bewusst, dass ich es nicht zwingend brauche und jeder seinen Weg auf seine Weise gehen muss. Was ich früher von anderen erwartet habe, gebe ich mir zuerst selbst. Was und wer bei mir ist, ist eine Bereicherung.

Wenn ich jemanden helfen möchte oder ein Problem zu lösen ist, dann tue ich, was ich tun kann und belasse es dann dabei. Ich weiß, dass es dennoch zu keiner Änderung kommen könnte, aber, das ich getan habe, was ich tun konnte. Ich nehme den anderen an, wie er ist und lasse ihn seinen Weg gehen, den er wählt. In Bezug auf Situationen weiß ich, dass mich alles, was passiert, weiterbringt und es immer irgendwie weitergehen wird.