Wer du bist

„Wer bin ich?“ ist die Frage, die immer und überall beantwortet wird, bewusst oder unbewusst.
In jedem Moment entscheidest du dich mit dem, was du denkst, sagst und tust, wer du in diesem Leben bist. Du erschaffst dich stetig neu. Du hast die Wahl und triffst sie. Die wiederum muss jemand anderem nicht nutzen. Es ist einzig und allein dein Weg, der dich nach Hause führt. Jeder hat seinen eigenen dafür. Deine Entscheidung, wer du in diesem Leben bist, ist aber nicht, wer du wirklich bist bzw. ist nur ein Aspekt davon.


Du und das Äußere

Um zu erfahren, wer du in diesem Leben bist, muss etwas (Dinge, Situationen) und jemand außerhalb von dir existieren, um einen Vergleich anstellen zu können, z. B. dass du groß bist, dick, liebevoll usw. Wenn du keinen Vergleich hast, kannst du dir nur vorstellen, wer du bist, es aber nicht erfahren. Die äußeren Gegebenheiten und Personen sind also etwas sehr Wertvolles (egal ob gut oder schlecht). Du kannst dadurch deine Definition von dir immer weiter ausdehnen und dich selbst kennenlernen.

Der Vergleich, den du mit dem Äußeren anstellst, ist eine Bewertung, die du und andere vornehmen, also nur eine Gedankenform. Sie sagt nichts über dein wahres Selbst aus, das du nur im gegenwärtigen Moment erkennen kannst. Aber darum soll es in diesem Absatz nicht gehen, sondern um deine derzeitige Inkarnation.

Der Zweck einer Beziehung ist es zu wachsen, um dich voll und ganz auszudrücken. Sie hilft dir dabei, die geringere Vorstellung von wer dir zu beseitigen, neue Erfahrungen zu machen, sie früheren hinzuzufügen und dadurch dein Bewusstsein zu erweitern. Das Ziel aller deiner Inkarnationen ist die Erfahrung der Ganzheit, des Gesamtbewusstseins. Beziehungen helfen dir also dahingehend ein Stück weit.

Jede Begegnung, mit Personen, Dingen, Orten usw. ist eine Begegnung mit einem Aspekt vom Ganzen/ vom Gesamtbewusstsein. Wenn du Menschen kennenlernst, lernst du dich kennen. Du findest dich in ihnen wieder. Verliebte erkennen das schnell, denn sie schwingen gleich. Wenn es nicht harmoniert, kann man es auch gut sehen. Dabei hilft dir die Beobachtung und Reflektion des anderen und von dir (bzw. von eurem Verhalten, Denken und Gefühlen). Eine Beziehung zwischen dir und anderen besteht immer. Ihr seid untrennbar mit dem Ganzen verbunden. Deshalb ist Trennung an sich nur eine Illusion. Man gibt der Beziehung nur eine andere Form.
Sobald du erkennst, dass es zwischen dir und allem anderen keine Trennung gibt, dass alles das Eine ist, alle das Selbst sind bzw. du, wird deine Wahl von, wer du bist, die beste Wahl im Sinne der anderen sein. Du überlegst dir welche Auswirkungen dein Handeln auf andere hat und wirst etwas wählen, das auch anderen dienlich ist. Du tust nichts, was jemandem (auch Tieren und Umwelt) schadet bzw. versuchst es nach deinen Möglichkeiten zu vermeiden.


Bist du dein Körper?

Nehmen wir mal an, du verlierst ein Körperteil. Bist du dann weniger? Hat es dich kleiner, geringer gemacht? Nein, denn du weißt, du bist immer noch du.
Wenn du von jemandem Organe bekommst, weil deine nicht mehr funktionieren oder eines deiner Organe jemandem spendest – bist du dann nicht mehr vollständig oder du?
Oder du lässt dich in das andere Geschlecht umoperieren oder trittst einer Religion bei. Selbst wenn du heute oder morgen ganz anders bist, als früher, bist du dann nicht mehr du? Du bist immer das gleiche Ich.


Bist du dein Gehirn?

Aufgrund unzähliger überzeugender Nahtoderfahrungen (besonders von Kindern und Blinden) und meiner eigenen kann ich sagen, das Gehirn ist nicht Quelle des Bewusstseins. Es existiert auch außerhalb. Auch mittels Meditation kann man außerkörperliche Erfahrungen machen. Dass es funktioniert, kann ich in meinem Fall bezeugen.


Bist du deine Gefühle oder Gedanken?

Nein, denn du kannst beides beobachten, analysieren und darüber nachdenken. Gefühle kann man im Körper orten und beschreiben, wie sie aussehen, wie schwer sie sind, wie sie sich anfühlen. Durch Beobachtung kann man ihnen dabei zusehen, wie sie sich ausdehnen und dadurch auflösen (wie eine Wolke, die mit der Ausdehnung dünner wird). Gedanken kann man durch Beobachtung anhalten und man tritt in die Stille.

Eine Identifikation und Überbewertung von Emotionen verursacht Leid, z. B. die Angst vor dem Verlust der schönen Emotionen. Man kann diese nicht festhalten. Es werden auch negative kommen. Die einen wären ja auch ohne die anderen nicht erfahrbar.

Dein Gedankenprozess ist wie ein „verrückter Verwandter“. Er gehört zu dir und du wirst ihn nicht los.. Nimm ihn liebevoll an, beobachte ihn und nimm ihn nicht so ernst.


Bist du dein Charakter?

Nein, denn Wesenszüge lassen sich beobachten und zum Teil auch verändern.  Nicht veränderbare Teile sind wie „Päckchen“, die man immer mitnehmen muss, so wie bei einen genetischen Defekt. Es ist die Aufgabe damit in dieser Inkarnation zu leben und sinnvoller Weise das Beste daraus zu machen (z. B. dass du deine Introvertierheit beruflich nutzt und z. B. Psychologe wirst. Introvertierte sind nämlich oft sehr gute Zuhörer. Damit lässt sich viel Geld verdienen.).


Identifikation mit Dingen und Menschen

Durch die Identifikation mit etwas oder jemandem entsteht Leid.
Du identifizierst dich mit Dingen und Menschen, wenn du sagst, das ist „MEIN“ (Auto, Partner, Kind, Körper…) oder „ich bin“ (Therapeut…). Wenn du meinst, „jetzt bin ich wer“, „ich bin anerkannt“, weil du etwas erreicht hast oder besitzt, ist das gut zu erkennen. Allerdings ist dieses Gefühl nur kurzweilig. Du suchst dich in Neuem, z. B. legst du dir eine neue Frisur zu oder einen neuen Partner, gehst shoppen usw.
Du kannst etwas oder jemanden nicht besitzen. Besitz ist unmöglich, aber du kannst dich um etwas oder jemanden eine Zeit lang kümmern, es pflegen, erhalten, verwalten usw. Das bezieht sich z. B. auf deinen Körper, deine Kinder, den Körper anderer Leute, Grundstück usw. Spätestens wenn du stirbst wird dir dieser „scheinbare Besitz“ genommen. Er geht in die Obhut eines anderen über oder wird vernichtet.
Du kannst dir in diesem Leben so viel zulegen und genießen, wie du möchtest. Auch die Wertschätzung dafür sollte immer bleiben. Aber mache nicht dein Selbstwertgefühl davon abhängig. Dann kannst du Dinge oder Personen auch loslassen. Hast du dich stark mit etwas identifiziert, wirst du das emotional spüren, wenn es wegbricht. Und dass es irgendwann oder vielleicht sogar bald gehen wird, ist unaufhaltsam. Das ist Leben ist stetige Veränderung.

Manche identifizieren sich so stark mit Menschen, dass sie ihr eigenes Leben vergessen oder sich selbst in denjenigen projizieren (z. B. in Bezug auf „mein“ Kind, „meine“ Frau, „mein“ Mann, „mein“ Freund usw.). Wie zum Thema „mein“ Kind – manche wollen, dass es das Leben lebt, dass man sich selbst erträumt oder erträumt hat. Sich selbst zu verlieren oder in einen Menschen zu projizieren ist für dich und den anderen schädlich. Es ist ein eigenständiges Wesen und die Aufgabe der Eltern ist es (bzw. all jener, die es erziehen und all derer, die vom Kind beobachtet werden), ihm zu helfen sich zu entwickeln und dass es selbstständig wird. Jemandem zur Unabhängigkeit zu verhelfen, ist eines der größten Geschenke und ist Ausdruck wahren Mitgefühls und echter Hilfe. Deine Aufgabe ist es, das Kind dorthin zuführen und ein Vorbild zu sein. Es von diesem Standpunkt aus zu betrachten, kann sehr erleichternd sein.
Eltern, die negativ darauf reagieren, wenn ihre Kinder ihre Werte anzweifeln, lieben sie nicht bedingungslos, sondern geben ihm nur Liebe unter Bedingung.

Bei der Identifikation mit „meiner“ Frau/ „meinem“ Mann/ „meiner“ Freundin/ „meinem“ Freund wird vom anderen erwartet, dass sie/er sich sich nach einer gewissen Vorstellung verhält (siehe bedürftige Liebe) oder man gibt sich auch hier für den Partner auf. Jeder ist aber eine eigene Persönlichkeit, mit seinem eigenen Leben und muss seinen eigenen Weg gehen. Das ein oder andere kann man gemeinsam haben – Ähnlichkeit ist möglich, identisch sein nicht. Man bleibt eine Weile zusammen, tauscht sich aus, wächst miteinander und dann geht man getrennte Wege, möglicherweise erst mit dem Tod.

Sehr viele Menschen suchen Beziehungen (in welcher Form auch immer), um sich selbst zu finden und vollständig zu fühlen. Früher habe ich gedacht, dass man immer nur so lange mit jemandem zusammen ist, wie man etwas voneinander lernt (Freunde, Partner, Kollegen usw.). Dann ist mir durch Reflektion von anderen und mir bewusst geworden, dass das nur der Fall ist, wenn die Basis bedürftige Liebe ist. Wenn man sich vollkommen annimmt und liebt, ist man in der Lage bedingungslos zu lieben. Dadurch bleibt das Bedürfnis aus, einen Partner zu haben, der mit einem das eigene Leben lebt, also einen ähnlichen Weg hat. Man kann den anderen genauso annehmen, wie er ist. Denn jeder geht seinen Weg nach Hause, in seinem Tempo. Harmonie besteht automatisch zwischen beiden, so lange sie im inneren Frieden sind und sich selbst lieben. Es ist eine bedingungslos liebevolle, respektvolle Beziehung. Der andere wird um seinetwillen geliebt, nicht weil er einem etwas dafür gibt. Auch durch solche Beziehungen kann man wachsen, etwas Neues über andere und sich erfahren, sich gegenseitig bereichern.


Sich mit Hilfe von Zielen finden?

Mit 31 fühlte ich mich angekommen und dass ich alles erreicht habe, was ich wollte. Wenn man sich in diesem Zustand nicht bewusst ist, wer man wirklich ist, bleibt das Glücksgefühl nicht sehr lange und man setzt sich neue Ziele, mit der Absicht, dann endlich angekommen zu sein und sagen zu können – „Jetzt bin ich wirklich ich selbst.“
Eine Nasennebenhöhlenentzündung zwang mich kurzzeitig zum Nichtstun. Durch die Schmerzen der Entzündung, konnte ich meinen Körper längere Zeit intensiver als sonst spüren und dadurch über Stunden im Moment verweilen. Ich stellte mir die Frage „Wenn das jetzt alles war und ich angekommen bin – das soll ich sein?“. In mir stieg Langeweile auf und ich suchte nach einem neuen Ziel. Da es aber nichts gab, was ich lieber tun wollte, wurde mir in dem Moment bewusst, dass das Sich-Ziele-setzen mit der Absicht sich selbst zu finden und zu wissen, „jetzt bin ich angekommen“, nur einen Illusion ist. Denn ich kann nur wissen, wer ich wirklich bin, wenn ich mit meinen Sinnen ins Jetzt gehe. Alles andere – sich Ziele setzen, materielle Dinge anhäufen usw. sind nur Konstrukte, mit denen man eine Weile spielt, bis man genug davon hat. Diese Formen können nur kurzzeitig glücklich machen. Irgendwann wächst man da heraus und man braucht was Neues – wie ein Kind ein neues Spielzeug…Selbst wenn du ein Meister bist, wirst du dir deine Messlatte höher legen. Man entwickelt sich immerfort. Evolution endet nie. Du würdest das auch nicht wollen, da Weiterentwicklung eine der größten Freuden ist, die es gibt. Das heißt also nicht, dass man sich keine Ziele mehr setzen soll, sondern nur, dass du erkennst, das es gedankliche Formen sind, die du dir erschaffst. Du bist der, der erschafft. Du kannst dadurch aber nicht wissen, wer du wirklich bist. Das kannst du nur, wenn du in den Moment gehst, dort mit deinen Sinnen verweilst. Dafür musst du nirgendwo hin oder etwas erreichen. Das Ziel ist unnötig. Du kannst es jederzeit und überall wahrnehmen, egal ob du anerkannt bist, eine alleinerziehende Mutter, ein Bettler, Strafgefangener oder ein Kind.

Im Jetzt, nimmst du wahr, wer du wirklich bist. Du fühlst eine Gewissheit, so wie es jetzt ist, ist genau richtig so. Das bedeutet natürlich nicht, untätig zu sein, sondern nur das derzeitige Jetzt anzunehmen. Was man zunächst annimmt, kann man auch verändern. Wenn man sich aber widersetzt, bleibt es bestehen und es blockiert dich im Vorankommen. Auch sollte man versuchen, sich aus schädlichen Situationen zu begeben. Das ist eine Frage von Selbstliebe.

Sobald du erkannt hast, wer du wirklich bist, wird alles, was du tust ein „Mehr“ sein, kein Bedürfnis mehr, dich damit zu erkennen, Anerkennung zu bekommen etc. Du machst es, weil es dir ganz einfach Spaß macht, mit den Formen eine Zeit lang zu spielen.


Wer bist du dann?

Du bist der, der wahrnimmt, aus dem die Gedanken kommen. Deine Natur ist das Bewusstsein oder anders – du bist ein bewusstes Sein. Wenn du sagst „Ich BIN.“ drückt das das aus (für all diejenigen die mit dem Begriff „Sein“ nicht so viel anfangen können). Bewusstsein bzw. das Sein ist alles, was ist. Da Trennung Illusion ist, bist du alles, was ist und jeder. Wo sollte auch eine Grenze sein zwischen deinem Bewusstsein und dem eines anderen Menschen, eines Tieres oder einer Pflanze? Das Gehirn oder der Körper bilden diese nicht. Zwischen Atomen ist Raum. Das heißt also, dass das Innere deines Körpers mit dem Raum außerhalb von dir verbunden ist. Du bist dieser Raum.

Dass das Bewusstsein auch außerhalb des Körpers existiert, beweisen unzählige Nahtoderfahrungen (vor allem die von Kindern und Blinden) und außerkörperliche Erfahrungen unter Meditation. Unter den Berichten finden sich Aussagen, dass man mit dem Bewusstsein sofort an jedem Ort sein kann, wo man will und 360° allseitig wahrnimmt/“sehen kann“.

Wenn nun das Bewusstsein in dir von dem Bewusstsein außerhalb von dir nicht getrennt ist, ist das äußere Bewusstsein auch nicht von dem Inneren von Steinen und Materie getrennt, denn zwischen den Teilchen ist Raum.

Dass es zwischen dir und allem/ allen anderen keine Trennung gibt, erfährst du, wenn du mit deinen Sinnen im Moment verweilst und dein Denken zum Stillstand bringst. Du kannst bewusst wahrnehmen, wie sich die „Grenzen“ auflösen und alles miteinander verbunden ist. Der Raum bzw. die Stille, die du wahrnimmst, das bist du. In diesem Moment erkennst du auch, dass alles Liebe ist. Du fühlst dich glücklich und als ob du zu Hause, sicher und aufgehoben bist. Wenn dich das weiter interessiert, kannst du den Artikel über Meditation lesen.

Jegliche Art von Unterhaltung (alle Beschäftigungen, z. B. Fernsehen, Radio, Handy, Unternehmungen, Gespräche usw.) lenken die meisten Menschen vom Moment ab. Sie verhindern damit, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und können so auch ihre Intuition nicht hören. Viele sind dauernd mit etwas beschäftigt, aus Angst vor der Stille und dass sie Dinge wahrnehmen könnten (Gedanken, Emotionen), wo sie glauben, ihnen nicht gewachsen zu sein. (So lange Emotionen aber nicht verarbeitet werden, sondern unterdrückt und Gedanken nicht angeschaut und verändert werden, kommen sie immer wieder und widerspiegeln sich im Verhalten.)