Wichtigkeit materieller Dinge

Als das Leben mich zu der Aufgabe führte, innerhalb kurzer Zeit umziehen zu müssen, war das der perfekte Zeitpunkt, neben der Arbeit durch Psychologie mein Unterbewusstsein, auch mein unmittelbares Umfeld aufzuräumen und wieder mehr Klarheit, Struktur und Freiraum zu schaffen. Ich fühlte mich mit jedem Mal, wenn ich etwas entsorgte oder an andere weitergab, kurzum losließ, von einem „Ballast“ befreit, zufriedener und glücklicher. Ich ging nach anfänglichem sehr kurzen inneren Widerstand mit der Veränderung mit, freute mich

auf die andere Wohnung sowie die Möglichkeit, etwas wieder aufs Neue zu erschaffen, dass die Kreativität wieder neuen Spielraum hat.

Als dann auch alle für einen Monat vor dem Umzug nicht so wichtigen Dinge bereits verpackt waren und ich mich in der Wohnung umsah, stellte ich fest, dass ich doch sehr wenige Dinge wirklich für mein Leben täglich brauche. Alles andere steht die meiste Zeit nur rum wie in einem Lager. Wieder wurde mir bewusst, warum ich mich in den Wohnungen älterer Menschen immer so erschlagen fühlte. Die, die ich bisher kennengelernt habe, haben ihr ganzes Leben darin aufbewahrt und sich von vielem, was längst der Vergangenheit angehört, nicht getrennt. Diese Wohnungen wirkten auf mich immer sehr schwer und beengend.

Mit 29 habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, Dinge, die 2 oder 3 Jahre nur rumlagen wegzugeben oder zu entsorgen. Dadurch fühle ich mich unbeschwerter und befreit – eine gute Methode, sich im Loslassen zu üben. Schwerer ist es da schon bei Dingen mit mentalem Wert, insbesondere aus der Kindheit. In diesem Fall behalte ich diese zwar länger, entsorge sie aber dennoch nach und nach. Ich stelle fest, dass es im ersten Moment zwar ein unbehagliches Gefühl hinterlässt, da ich glaube, meine Erinnerungen wegzuwerfen, was natürlich völliger Quatsch ist und was sich nach kürzester Zeit auch wieder legt. Gefühle sind immer unbeständig und kurzweilig. Also mache ich mir bewusst, warum ich etwas weggebe (um Ballast loszuwerden und Freiheit zu gewinnen) und wer sich dadurch noch daran erfreuen kann, weil ich ihm die Möglichkeit dafür gebe. Das macht mich wieder glücklich.

Alles, was wir „haben“, wird vergehen und wir werden es zurücklassen, spätestens mit dem Tod. Solange Dinge in unserem Leben sind, sind wir nur deren Verwalter. Und die Menschen, die in unserem Leben sind, sind nicht die, die wir besitzen (Kinder, Partner, Eltern, Freunde usw.), sondern jene, die uns ein Stück weit auf unseren Lebensweg begleiten. Jeder kann jederzeit gehen, wann er will. Alles, was bleibt, wird nur sein, was wir in die Welt gebracht haben, was zu einer Veränderung beigetragen hat – der Welt und allem Leben, das durch uns berührt wurde. Das ist wirklich essentiell.

Eine Wertschätzung der Dinge, die man in seinem Leben hat, sollte dennoch bleiben. Für den Zweck, den sie erfüllen, sind sie nützlich (ein Dach über dem Kopf haben, in einem bequemen Bett schlafen usw.). Man kann sie benutzen und eine Weile mit ihnen „spielen“ (z. B. ein Haus bauen, ein Auto fahren), aber man sollte nicht seinen Selbstwert davon abhängig machen, sich damit identifizieren. Denn wenn man das tut, wird man bei Verlust, Schmerz empfinden. Und dass es irgendwann oder manchmal sogar bald wegbricht, ist unaufhaltsam.

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